Auch die tierischen Flutopfer erhielten ein neues zu Hause...
Auch die tierischen Flutopfer erhielten ein neues zu Hause...

Ferienwochen 2021 - Waldabenteuer inklusiv(e)...

 

Schon die Planung der diesjährigen Wald-Abenteuer war sehr aufregend und abenteuerlich…Nach der „Corona-Wüste“ kam das Hochwasser und mit ihm die bange Frage, ob ein Ferienprogramm an der Steinbach-Talsperre überhaupt noch möglich sein würde…?                            Sowohl Teilnehmer*innen bzw. deren Familien als auch einige der Betreuer*innen waren betroffen, Zufahrtswege waren kaum passierbar und zunächst hatten viele fleißige Helfer*innen vom THW unser schönes Basislager, die Bildungsstätte, besetzt.                                                Und von dem Gedanken an ein Frühstück mit Blick auf den See, an einen Freibad-Besuch oder einen Ausflug auf den großen Spielplatz mussten wir uns nach einer ersten in Augenscheinnahme auch verabschieden. Die Auswirkungen bzw. Einschränkungen, die durch das Hochwasser entstanden waren, ließen den gewohnten Programm-Ablauf vorerst nicht zu.                                                                                                    Viele Ferienprogramme und Angebote für Kinder und Jugendliche waren mit dem Hinweis, es sei unter Corona-Bedingungen nicht möglich schon ersatzlos abgesagt worden. Sollte nun auch bei Spielnatur das katastrophale Wetterereignis alles ins Wasser fallen lassen, wodurch nach Corona für viele Kinder der Schulbesuch, Urlaub und einige Hobbies noch zusätzlich eingeschränkt sein werden? Brauchte es gerade jetzt nicht für die Kinder das Erleben, das nicht alles untergegangen und vorbei ist, sondern Gemeinschaft und Freundschaft eigentlich weder Minigolf noch Schwimmbad erfordern…? 

Und überhaupt dieses Jahr wollte ich mich mit dem Spielnatur-Team ja ohnehin auf ein ganz besonderes Abenteuer einlassen:                        Mit Unterstützung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) haben wir jenseits gewohnter Pfade versucht neue Wege durch den Willen zur Gemeinschaft möglich zu machen: Egal ob alte Hasen oder junge Hüpfer, Kinder mit körperlichen Beeinträchtigungen oder Lern- und Verhaltensschwierigkeiten, mit Rolli oder Insulinpumpe - alle sollten die Chance haben zusammen Natur zu erleben, Hütten zu bauen, Geländespiele und Gemeinschaftserfahrungen zu machen, Schätze zu finden, zu Schnitzen und abenteuerlichen Geschichten lauschen zu dürfen. Neben Corona oder Hochwasser gibt es nämlich für Kinder verschiedene äußere, wie individuelle Herausforderungen und manche Kinder müssen diese lebenslang meistern.

Inklusion ist schon lange in aller Munde, findet aber leider gerade dort, wo es eigentlich selbstverständlich sein sollte, nämlich im Alltag und in der Freizeit noch viel zu selten statt.                                              Natürlich gab es einiges zu bedenken. Dank der finanziellen Förderung konnten zusätzliche Betreuer*innen und (Spiel-) Materialien organisiert werden und auch inhaltlich haben wir uns im Team vorab mit den Fragen beschäftigt, die sicher kommen würden: Wieso jemand so einen „komischen Computer am Bauch hat“, wie man Obstsalat im (Roll-)Stuhlkreis spielt und wie man holprige Stellen im Gelände sowie im Programm-Ablauf überwinden kann…Die Antwort ist bzw. war einfach, man erklärt ehrlich, wie es ist und wo ein Wille, ist auch fast immer ein Weg. Inklusion bedeutet eben nicht, alle Kinder mit teilhaben zu lassen, die ihr Handicap selbst so gut meistern, dass sie sich an die anderen anpassen können. Es gilt, bedarfsgerecht nach Möglichkeiten zu suchen, Probleme und Herausforderungen gemeinsam zu lösen und allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Tatsächlich gab es dann auch kaum Aktionen, an denen wegen eines Handicaps nicht teilgenommen werden konnte – Behinderung ist eben nicht allein eine individuelle Beeinträchtigung, sondern oft vor allem fehlende Barrierefreiheit.                                                                                  Und die meisten Barrieren sind immer noch in den Köpfen.      

Im Laufe der Woche(n) haben viele Kinder gern und ganz selbstverständlich angefangen, Hilfe und Unterstützung anzubieten. Es war schön zu sehen, dass beim gemeinsamen Schnitzen auf dem Waldsofa, in der gebauten Waldhütte bis über den Austausch der Telefonnummern Brücken gebaut werden konnten zwischen Kindern, die sich in der zumeist wenig inklusiven Bildungslandschaft kaum begegnet wären. Wenn die Kinder Tische an den Kicker geschleift haben, weil jemand auf dem Hocker zu unsicher sitzt, das hat mich beeindruckt.   

Und nicht nur die Kinder mit Handicap profitieren dabei von der Öffnung des Angebots für alle. Probleme aktiv lösen zu lernen und Kompetenzen einbringen zu können, stärkt alle Kinder und vielleicht ist es auch beruhigend und schön, Teil einer Gemeinschaft zu sein, in der man sich darauf verlassen kann, dass jeder die Hilfe bekommt, die er braucht.                              Ein junger Teilnehmer hat mir ganz überrascht verraten, dass er eigene Mauern im Kopf überwinden konnte: „Yvonne, ich denke jetzt ganz neu darüber, ich hätte nicht gedacht, dass man mit ihr so viel Spaß haben kann, eigentlich finde ich sie echt nett…!“                                      Insgesamt spielten diese Dinge bei den jungen Räuber*innen und Räubern aber meist eine untergeordnete Rolle…wir hatten schließlich Wichtigeres zu tun und zum Schnitzen, Hühnerklauen, Ladendiebstahl und Beuteverstecken hatten alle großes Talent und auch der Schatz zum Abschluss wurde ohne Probleme gefunden.                                      Mein größter Schatz war zu beobachten, dass wo gegenseitige Unterstützung und Solidarität gefordert und gefördert werden statt Ellbogen und Leistungsvergleich, die Kinder diese Werte ganz natürlich annehmen und zu einer verschworenen Bande zusammenwachsen in der selbstverständlich gilt: „Alle für einen, einer für alle…!“