Den Geheimnissen des Waldes auf der Spur -

 

Nun ist es endlich soweit – ich darf mit den Kindern der drei Gruppen der Kindertagesstätte St. Matthias einen Waldtag im Euskirchener Stadtwald erleben.

Als Naturerlebnis-Pädagogin habe ich mir vorab eine schöne Route durch den Wald und einige Spiele und Aktionen überlegt. Jetzt bin ich gespannt auf das, was uns spontan durch die Kinder oder auch durch zufällige Entdeckungen begegnen wird.

 

Am Eingang zum Wald stelle ich zunächst einmal grundsätzlich die Frage:

Wald – was ist das denn überhaupt und worin unterscheidet er sich von der Stadt oder der Wiese?

Nachdem die Kinder ganz richtig feststellen, dass im Wald viele Bäume und Pflanzen sind, klären wir gemeinsam welche wilden Tiere denn nun wirklich in unseren heimischen Wäldern zu Hause sind. Wo eigene Erfahrungen fehlen, gibt es nämlich manchmal recht abenteuerliche Vorstellungen von Tigern, Adlern und anderen gefährlichen Waldbewohnern...

 

Danach suchen die kleinen Wald-Detektive in kleinen Teams verschiedene Dinge aus der Natur: Etwas Rundes, etwas Gelbes, ein Eichenblatt, einen Samen oder eine unglaubliche Entdeckung...

 

Meine Walderlebnis-Tage sind keine Waldschule. Es geht nicht darum, dass ich als Pflanzen-Expertin, die ich im übrigen auch nicht bin, den Kindern botanische Kenntnisse vermittele. Ein einseitiges Fachwissen, so isoliert, wird ohnehin gleich wieder vergessen.

Bei den Dingen, die die Kinder finden und entdecken, gibt es auch kein richtig oder falsch.

Die Kinder sollen vielmehr Freude dabei haben, sich in der Natur unbeschwert zu bewegen und lernen genau hinzusehen. Mit den Suchaufträgen wird der Blick für die kleinen Dinge geschärft. Dass ich dabei die ein oder andere Information über Pflanzen und ökologische Zusammenhänge vermittelt kann, ist natürlich ein positiver Nebeneffekt.

So lernen die Kinder zum Beispiel an Hand der stacheligen Fundstücke, dass die stachelige Hülle vieler Pflanzen eine erfolgreiche Strategie ist, ihre Samen zu verbreiten. Die Bucheckern zum Beispiel bleiben dann im Fell der Säugetiere hängen und reisen, sozusagen per Anhalter, mit durch den Wald...

 

Meine geheimnisvollen Spuren führen uns schließlich zu einer lauschigen Stelle im Wald, an der wir unser „Waldsofa“ bauen. Beim Frühstück entdecken wir die Spuren eines weiteren Waldbewohners, eine Spechthöhle im Baum. Das “kaputte“ Bäume nicht weggeräumt werden müssen im Wald, ist so auch anschaulich erklärbar.

 

Gut gestärkt lade ich die Kinder nun ein zu Künstlern im Wald zu werden: Mit Naturmaterialien gestaltet jedes sein persönliches kleines Waldkunstwerk – Land Art ist eine tolle Möglichkeit, bei der die Kinder ihre eigenen kreativen Kräfte entfalten können.

 

Nach einem weiteren Spiel im Wald, wo schon sicher künstliche Fliegenpilze und Blumen entlarvt werden, schauen wir uns den kleinen Weiher an. Libellen und Erpel sind zu sehen. Wo sind die Weibchen? Nachdem wir strickte Geschlechtertrennung bei den Seen oder Shopping-Gelüste bei den Enten erwägt haben, scheint uns das Bebrüten der Eier als wahrscheinlichste Ursache für das Fehlen der “Enten-Frauen“ zu sein.

 

Nach einem Mäuse-Anschleich-Spiel, das das Gehör und das räumliche Vorstellungsvermögen der tags schlafenden Eule bzw. ein leises Anpirschen der schleichenden Mäuse trainiert, gibt’s zum Abschluss noch was für die Nase.

 

 

Im Sinne eines ganzheitlichen und alle Sinne ansprechenden Erlebens der Natur kreieren die Kinder noch Ihr eigenes Wald-Parfum. Dazu werden allerlei duftende Wald-Ingredienzien erschnuppert und dann gezupft und mit ein wenig Wasser in einer kleinen Dose zermörsert. Am Ende entsteht so für jedes Kind ein individuelles und duftes Andenken an den Waldtag.

 

Zur Sicherheit will ich Lara noch erklären, dass das Parfum sich nur zum Schnuppern und bitte nicht zum Einreiben eignet. Doch Lara entgegnet mir ganz überzeugt: “Doch, meine Haut verträgt das, die fühlt sich schon viel fröhlicher an!“ Das ist natürlich ein tolles Sofort-Ergebnis!

 

Für die Vorschulkinder gab es noch eine Zugabe. Sie konnten sich vertiefend einen Tag mit den Baumriesen beschäftigen.

Mit unterschiedlichen Baumblättern haben wir Abdrücke bzw. Frottagen gemacht und so hat jedes Kind sein ganz persönliches Bestimmungsbuch angelegt. Denn ein Leitsatz der Umweltbildung ist, dass nur persönlich bedeutsame Erfahrungen in der Natur auch zu für den Naturschutz so wichtigem Verantwortungsbewusstsein führen.

Dass der Legende nach der Stamm der Eiche so zerfurcht und ihre Blätter deswegen so gelappt sind, weil der Teufel mit seinen Krallen in der Eiche gewütet hat, wird wohl auch einigen nach dem Erzählen des spannenden Baummärchens gut in Erinnerung bleiben.

Die zerfurchte Rinde konnten die Kinder auch eindrucksvoll beim Blind-Spiel “Bäume ertasten“ begreifen. Und bei der Blätter-Stafette haben es einige Kinder schon auf eine recht große Artenkenntnis gebracht. Begreifen hat eben tatsächlich etwas mit direkter Berührung zu tun.

Und meiner Erfahrung nach ist diese Berührung immer wechselseitig - wir berühren die Natur und die Natur berührt uns...

 

Am Ende freue ich mich, dass das Natur-Erlebnis doch viele recht positiv berührt hat. Zumindest werde ich einige der Kinder bald wiedersehen, beim Kindergeburtstag, bei Exkursionen oder in den Sommerferien bei meinen Ferienprogrammen von Spielnatur.